Dies Domino – 5. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A
Die Texte dieses Sonntags geben uns – gelesen mit der Brille der Texte des Festes Darstellung des Herrn, das die Kirche am vergangenen Donnerstag gefeiert hat -, eine Handlungsanweisung für unseren Alltag als Christen, auch schon im Hinblick auf die bald wieder beginnende Fastenzeit.
Zunächst zu der Erzählung, wie Jesus den Vorschriften folgend von seinen Eltern am Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung in den Tempel gebracht wurde, um ihn Gott zu weihen. Zunächst begegnet Jesus im Tempel dem Greisen Simeon, der schon sehr alt war und als gerechter und frommer Mann nur noch auf die Erfüllung der Verheißung wartete, die ihm gegeben worden war, denn der Heilige Geist hatte ihm geoffenbart:
„er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe.“ (Lk 2,25)
Vom Geist in den Tempel geführt, scheint er keine Sekunde zu zweifeln, dass das Kind, das von seinen Eltern in den Tempel getragen wurde, jenes ist, auf das er gewartet hat: der Messias. Und sofort beginnt er mit seinem Lobpreis, den die Kirche noch heute als festen Bestandteil der Komplet kennt:
„Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ (Lk 2,29ff.)
Das, was an dieser Stelle doch verwundert, ist die Tatsache, dass offensichtlich Maria und Josef darüber staunen, was Simeon über Jesus, über ihren Sohn und seine Bedeutung für das ganze Volk Israel sagt. Simeon verbindet seinen Lobpreis auch mit einer sehr bedrückenden Mitteilung an Maria, denn Jesus bringt zwar der Welt die Erlösung und er wird viele zu Fall bringen und viele aufrichten, aber
„dir selbst (aber) wird ein Schwert durch die Seele dringen“ (Lk 2,35).
Für uns ist dies natürlich eine Voraussage dessen, was Maria erleiden wird, wenn sie ihrem Sohn auf seinem Leidensweg beistehen muss.
Und Simeon bleibt nicht der einzige, der Jesus erkennt. Auch die verwitwete Prophetin Hanna preist Gott, als sie Jesus erblickt, und spricht über ihn als den, der Jerusalem erlösen wird.
Diese Begebenheit im Tempel erfüllt ein alttestamentliches Sprichwort aus dem Buch Maleachi, in dem es heißt:
„Dann kommt plötzlich zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht und der Bote des Bundes, den ihr herbeiwünscht.“ (Mal 3,1)
Und dann beginnt die Stelle, die den Zusammenhang zu den Texten dieses Sonntags darstellt:
„Wer kann bestehen, wenn er erscheint? Denn er ist wie das Feuer im Schmelzofen und wie die Lauge im Waschtrog. Er setzt sich, um das Silber zu schmelzen und zu reinigen (…) Dann werden sie dem Herrn die richtigen Opfer darbringen.“ (Mal 3, 2f.)
Wie diese „richtigen Opfer“ aussehen können, davon berichten die heutigen Texte. So fordert das Evangelium, etwas abstrakter als das Buch Jesaja, dass wir das Salz der Erde und das Licht der Welt sein sollen. Dass es wichtig ist, in seiner Verkündigung nichts vom Kern, vom Geschmack des Salzes zu verlieren, da Salz ohne Geschmack nichts taugt. Und dass es uns als Licht der Welt aufgetragen ist, dieses Licht, das Gott uns in Jesus geschenkt hat, nicht unter einem Gefäß zu verstecken, sondern auf einen Leuchter zu stellen, damit jeder es sehen kann. Das Licht soll vor den Menschen leuchten
„damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Mt 5,16)
Was damit konkret gemeint sein kann, dafür gibt die Lesung aus dem Buch des Jesaja Hinweise.
„Teile an die Hungrigen dein Brot aus, nimm die obdachlosen Armen ins Haus auf, wenn du einen Nackten siehst, bekleide ihn und entziehe dich nicht deinen Verwandten.“ (Jes 58, 7)
Es geht nicht um ein gesenktes Haupt beim Fasten (und vielleicht ließe sich ergänzen, auch nicht im sonstigen alltäglichen Leben), so heißt es einige Verse zuvor, und auch nicht um ein in Sack und Asche gehen, sondern um ´gute Werke´. Daran werden wir gemessen, an unserem authentischen Christsein. Das ist das, was zählt, hier auf der Erde und wie es eben bereits zitiert erkennbar wurde, auch im Angesicht Gottes. Unser Leben wird in der Lauge des Waschtroges gewaschen und gereinigt werden, es wird dem Feuer im Schmelzofen ausgesetzt sein und geläutert werden wie Silber und Gold. Vielleicht können diese Texte uns ein Ansporn für die kommende Woche sein. Die Augen offen zu haben, für Situationen in unserer Umgebung, in der wir hilfreich sein können, für Mitmenschen, die unserer Unterstützung ideell oder vielleicht auch materiell wirklich bedürfen.
Auch die Entscheidung der Deutschen Bischofskonferenz, sich der barmherzigen Auslegung des Papstes im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen anzuschließen, ist eine, die dem Anspruch der heutigen Sonntagstexte nachkommt. Denn eine Vielzahl von Menschen haben lange auf diese Form der Differenzierung gewartet, die den Durst nach Gerechtigkeit stillen kann. Selbstverständlich umfasst das Dokument der deutschen Bischöfe , das in der vergangenen Woche erschienen ist, weitere überlegenswerte Anregungen für den gesamten Bereich der Ehe- und Familienpastoral, denn genau hier liegt ein großes Potential. Jeder Mensch ist davon betroffen, denn nahezu jeder lebt in mehr oder weniger engen familiären Strukturen mit all ihren Facetten, mit – wie es ja schon im Eheversprechen heißt, was aber vielleicht auch ein stillschweigendes Versprechen ist, das Eltern ihren Kindern geben: sowohl guten wie auch bisweilen schlechten Zeiten! Diese Zeiten umfassend zu begleiten ist eine wichtige Aufgabe der Kirche, die, so ist es dem Dokument zu entnehmen, noch einmal neu und intensiv in den Blick genommen werden soll.
Ich wünsche uns allen eine gute Woche, in der die Verheißung des Propheten Jesaja wieder ein Stück realer wird: und deine Finsternis wird hell wie der Mittag. Machen wir unsere Finsternis hell und lassen wir Gottes Licht in ihr scheinen.
Katharina Nowak
Author: Katharina Nowak
Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.
Du kannst einen Kommentar schreiben.